Benefizveranstaltung zum 10jährigen Jubiläum:

 

Auszug aus der Rede der 1. Vorsitzenden Sieglinde Geipel anlässlich der Benefizveranstaltung zum 10jährigen Jubiläum am 18. Oktober 2009

Prävention muss an erster Stelle stehen Heimerziehung leistet enorm wichtige Arbeit

Zum Abschluss meiner Ausführungen möchte ich noch einen Appell an die anwesenden Politiker und hier vor allem an die Vertreter aus dem Landtag richten: Die Kosten für die Jugendhilfe steigen ständig, so kann man es immer wieder in den Medien hören und lesen und diese Aussage ist auch richtig. Wenn man sich die Zahlen in den Haushalten bei Kommunen oder Landkreisen anschaut, fast um das Doppelte sind da die Aufwendungen für die Kinder- u. Jugendhilfe gestiegen. Deshalb können wir die Aussage im Vorbericht zum Haushalt 2009 des Landkreises Regensburg sehr gut verstehen und nachvollziehen.

Hier heißt es:
Die Landkreise sind darauf angewiesen, dass auch weiterhin die Sozialausgaben kritisch gesehen werden und die Bay. Staatsregierung Gesetzesinitiativen zur Reduzierung der Leistungsverpflichtungen im Bereich der Sozialhilfe sowie der Kinder- und Jugendhilfe ergreift.

Wenn dies nicht geschieht und die Kommunen und Landkreise weiterhin die hohen Kosten alleine finanzieren müssen, ist es wohl kaum zu vermeiden, dass Leistungen, die dringend notwendig sind, reduziert werden müssen, dies insbesondere im Hinblick auf die sinkenden Einnahmen in den Kommunen. Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe ist dies jedoch eine sehr gefährliche Entwicklung. Insbesondere mit Blick auf die verschiedenen Vorfälle aus der Vergangenheit und jüngster Zeit, jeder weiß von was ich spreche, die Medien haben jeweils ausführlich berichtet, ist eine verstärkte Prävention dringend nötig. Welche wichtige Aufgabe hier im Rahmen der Heimerziehung geleistet wird, hat vor kurzem die Arbeitsgemeinschaft kath. Einrichtungen und Dienste der Erziehungshilfe und Jugendsozialarbeit in der Diözese Regensburg in einer Presseinformation dargestellt. Danach verlaufen rund 80 Prozent aller Maßnahmen der Heimerziehung erfolgreich. Die Heimerziehung ist eine der intensivsten und auch erfolgreichsten Hilfen zu Erziehung für besonders benachteiligte Kinder und Jugendliche, das belegen die Zahlen aus aktuellen Effektvitätsuntersuchungen.



Kinder und Jugendliche, häufig aus schwierigen sozialen Verhältnissen und Lebensumständen erfahren im Heim Zuwendung, Respekt und intensive fachliche Hilfen. Heimerziehung ist kostenintensiv (allerdings sind hier die Kosten im Gegensatz zu anderen Maßnahmen in der Kinder-u. Jugendhilfe in den letzten Jahren gleich geblieben). Um hier zu sparen wird die Heimerziehung oft als allerletzte Möglichkeit, wenn gar nichts mehr geht eingesetzt und dann auch nur so kurz wie möglich. Dies ist völlig in Ordnung, wenn damit dem Wohl des Kindes Rechnung getragen wird, wenn dies aber ausschließlich aus Kostengründen geschieht, schadet des nicht nur dem Kind sondern verursacht auch der Gesellschaft viel höhere Kosten, jedoch zu einem späteren Zeitpunkt.

In einem Bericht des Magazins FOCUS kann man lesen: „Der Staat hat beim Personal für Kinder u. Jugendhilfe in jüngster Zeit empfindlich gekürzt. Derselbe Staat fordert, sozial auffällige Familien stärker zu kontrollieren und früher einzugreifen!" - Der Widerspruch ist wohl kaum zu übersehen!

(Eine Kosten-Nutzen-Analyse hat ergeben, dass 1 Euro, der für Heimerziehung ausgegeben wird, sich mit rd. 2,50 Euro wieder für die Gesellschaft auszahlt, weil Folgekosten bei Polizei, Justiz, Gesundheitswesen, auf dem Arbeitsmarkt usw. vermieden werden können.

Wir appellieren deshalb an sie als Landtagsabgeordnete, sich dafür einzusetzen, bei allen Maßnahmen insbesondere in der Kinder- und Jugendhilfe nicht nur auf den „einen Topf" - also die Kosten z.B. für die Heimerziehung zu schauen, sondern das Kind - den Jugendlichen im Ganzen zu sehen - aus ihm soll ein Erwachsener werden, der sein Leben meistern kann - der ein eigenverantwortliches Leben führen kann - der erfolgreich im Berufsleben ist, eine Familie gründen kann, seine Kinder ohne Hilfe erziehen kann usw. . Wenn dies gelingt, dann hat sich jeder Euro, der in die Heimerziehung fließt, für die Gesellschaft ausgezahlt.

Deshalb unsere Forderung: Prävention muss an erster Stelle stehen - und nicht nur das Augenmerk auf die „Reparatur" von Auffälligen gelegt werden.

Sieglinde Geipel
1.Vorsitzende
Förderverein Thomas Wiser Haus e.V.



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